Montag, 12. Oktober 2015

Nachtrag - Das Verlassen der Komfortzone

Im Nachhinein ist es schwer zu sagen, ob der Tag toll gewesen wäre, wenn wir es anders gemacht hätten... Aber der Reihe nach.
Wir hatten ja gestern bei der lokalen Veranstaltung gegen häußliche Gewalt teilgenommen und lange mit dem örtlichen Polizisten gesprochen. Wir haben ihm versprochen, heute vorbeizufahren und goodbye zu sagen. Haben wir gemacht, und auch gesagt, dass wir den Birdsville Track fahren werden. Da sind zu der Zeit nicht viele unterwegs (vielleicht 1-2 Fahrzeuge pro Tag), also ganz gut, wenn jemand weiß, wo man ist.
Auch bei der tourist information sind wir vorbei, Franzi Auf Wiedersehen sagen. Dort haben wir dann jemanden getroffen, der uns erzählt hat, dass der Birdsville Inside Track (ein nicht ausgebauter paralleler Weg die ersten 50 km) super ist, keine Steine, nicht corrugated, nur ein paar Sanddünen und tolle Landschaft. Wir also Franzi Bescheid gegeben, dass wir den inside track fahren. Franzi gab uns noch die Telefonnummer vom Mungerannie Hotel (ca. 300 km im Süden, unserem heutigen Ziel), wo wir auch angerufen haben und gebeten haben, er soll nach uns suchen, wenn wir nicht rechtzeitig ankommen. Er meinte 5 Stunden, ich sagte eher 6 Stunden. Dann noch kurz in Deutschland Bescheid gegeben, dass die Kavallerie ausrücken soll, wenn wir uns heute abend nicht zurückmelden.
Ich würde gerne berichten, dass ich niemals Fehler mache und meine dunkle Erinnerung vom Vortag richtig sei, wonach der inside track irgendwo auf der (miserablen und gestern abend gefahrenen) Strecke zu big red ist. Wie sich viel später rausstellte, war das auch so, aber es ging direkt nach birdsville ab und nicht erst nach 20 km (so weit sind wir nämlich gefahren). Also wieder umgekehrt, den inside track so ca. 2 km gefahren, dann aber beschlossen, sicherheitshalber nochmal in der tourist information nachzufragen. Also wieder zurück auf Anfang. Franzi meinte, das wäre genau der richtige Weg gewesen. Wir also wieder zurück zum inside track aber halt 2 Stunden zu spät (der Hotelbesitzer würde ja hoffentlich nicht ewig warten, wenn wir nicht rechtzeitig kommen würden, bevor die Suchaktion startet)...
Das alles vor dem Hintergrund, dass wir keine Kommunikationsmöglichkeit haben, 40 Grad, Biba ein inzwischen entzündetes Auge und diese Strecke zu der jetzigen Zeit nicht täglich von jemanden befahren wird. Wer fährt schon bei 40 Grad in die Wüste...
Jedenfalls: So siehts da aus: landschaftlich toll. Immer mal wieder sogenannte creeks (ausgetrocknete Bächchen, in denen sich aber größere Bäume halten können), Sanddünen, unendliche Weite...


Eine entscheidende Weggabelung mit der ortstypischen Beschilderung. Nach spätestens 100 km merkt man evtl., dass man falsch gefahren ist.

Es gibt tatsächlich Rinder an einem künstlichen arthesischen Teich, die Homestead ist aber 50 km weg

Die giftigste Schlange der Welt (Inland Taipan). Gottseidank tod.

ach ja: es war heiß

Seit mind. 65 Mio Jahren ist diese Steinoberfläche verbacken

Der Weg tatsächlich im Vergleich zu dem, was noch kommen sollte: Toll

Die Kreuzung auf den normalen birdsville track (vorne im Bild klar zu erkennen)

Wieder arthesische Quellen

Der Gegenverkehr an diesem Tag

Selten waren wir so froh, anzukommen

Aussi Humor: Geklautes McDonalds Schild

So siehts innen aus

Wir wurden empfangen vom Hotelbesitzer (Vollbart, lange Haare, vogelwildes Aussehen, volltrunken, rot unterlaufene Augen, keine Schuhe) mit genuschelten "you are 2 hours late" und irgenwas mit "police on the way" und seinem Kumpel, noch vogelwilderes Aussehen, der sich erst mal ein Gewehr geschnappt hat, weil er eine Beschäftigung brauche und damit in der Gegend rumgeballert hat. Irgendwie hat der Chef es geschafft, einen Kaffee zu zaubern und ist dann zeitweise an der Trese eingeschlafen. Er hat uns noch eine Telefonkarte gegeben, womit wir nach Deutschland Entwarnung geben konnten. Übrigens ist die Vorwahl nicht 0049 sondern 001149, wie man/frau nach mittleren Panikattacken doch noch irgendwann rausgefunden hat. Der Chef war zu diesem Zeitpunkt nicht besonders hilfreich, da weggetreten und sein Kumpel am rumballern.
Die beiden sind aber echt in Ordnung, feine Kerle. Der Chef verkauft sein Hotel jetzt, in folgendem Video ist er zu sehen.
Wir haben noch 2 Bier getrunken. Während dessen kamen noch einige Gäste, es schienen teilweise local people zu sein, wobei im Umkreis vom 200 km um dieses Hotel wahrscheinlich nicht mehr als 20 Menschen leben.
Dann kam noch ein Paar (Renée und Eric), mit denen wir uns unterhalten haben. Die beiden waren total nett und haben und viel erzählt, Tipps und Tricks und uns ihren Mega-Camper gezeigt. Mit dem kann man hier unterwegs sein, mit unserem eher nicht so. Sie hatten echt alles, vor allen Dingen hatten sie ein Satellitentelefon und CB-Funk. Sowas gibt Sicherheit.

Vielen Dank Renée und Eric!!!

Jedenfalls war der Tag ziemlich aufregend.

1 Kommentar:

  1. Da sich der Video Download für den IT-Profi als ernstzunehmende Herausforderung ergibt, wurde nun ein extra SpeziAlist zur Hilfääääh angefordert. Der aus allen Dingen gewachsene Supertechniker Agent Jonn wird die Sache hoffentlich ins Rollen bringen.

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